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Wer auf Swing-Musik tanzen möchte, hat gleich eine ganze Tanzfamilie zur Auswahl. Hier im Portrait: West Coast Swing, kurz WCS. Ein Allrounder, der auch perfekt mit anderer Musik kombiniert werden kann. Wir haben Benjamin Zentz interviewt, Regionalleiter für Tanzloft Saarland und Trier und im Tanzloft-Team der West Coast Swing-Kenner.

Wie erklärst du jemandem, der den Tanz noch nie gesehen hat, was West Coast Swing von anderen Tänzen unterscheidet?

Das Faszinierende ist, dass der Tanz im Gegensatz zu anderen Tänzen immer anders aussieht. Es ist quasi die Verkörperung und Visualisierung dessen, was man in der Musik hört. Es gibt kaum einen Tanz, der so musikalisch, so variantenreich und so flexibel ist. Perfekt ist West Coast Swing dann, wenn man an der Bewegung sehen kann, welcher Song gerade läuft.

Für Neulinge und Tanzerfahrene

West Coast Swing nennt man auch gern den „Tanz, der mit der Zeit geht“. Das liegt zum einen an den Outfits, die sich an der aktuellen Mode orientieren; anders als Lindy Hop und Boogie, die Tänze werden in Kleidung aus anderen Jahrzehnten getanzt. Zum anderen liegt es aber auch an der Musik: West Coast Swing greift die aktuellen Trends auf; mit Ed Sheeran hat es in Deutschland angefangen. Wo liegen denn die musikalischen Wurzeln des West Coast Swing?

Ganz ursprünglich ist der West Coast Swing aus dem Lindy Hop gewachsen. Die Wurzeln sind musikalisch im Blues. Und bis heute ist Blues fester Bestandteil jeder Competition – so nennt man die Tanzturniere im West Coast Swing – und wird dort auch immer getanzt. Der Tanz bewegt sich in seiner musikalischen Schwerpunktsetzung immer wieder etwas. Zum Beispiel Ed Sheeran: Da ging der Trend eher hin zu langsamerer Pop-Musik, es gab auch schon Einflüsse von Zouk, einem Musik- und Tanzstil mit Heimat in der Karibik. Doch immer wieder kehrt der Tanz zurück zum Blues. Auch wenn in Europa nach wie vor langsame Pop-Musik am meisten auf den Partys gespielt wird, auf US-Partys läuft unfassbar viel Blues-Musik.

Benjamin Zentz ist bei Tanzloft der West-Coast-Swing-Kenner

Du bist als Vize-Europameister auch in der Discofox-Welt zuhause. Worin unterscheiden sich die beiden Szene-Communitys?

Da muss man national unterscheiden: Im deutschsprachigen Raum ist der Discofox, den man auf Partys und Festen tanzt, eine spezielle Form, den fast alle tanzen. Hier tanzt man oft Figuren wie man es aus anderen Tänzen im Standard/Latein-Bereich kennt. Im Turniergeschehen ist Discofox eigentlich nah dran an West Coast Swing. Es gibt viele Variationsmöglichkeiten und eine große Musikalität. Diese Unterschiedlichkeit ist aber typisch für den deutschsprachigen Raum. Wenn wir nach Russland schauen, das Land mit der weltweit größten Discofox-Szene, und vor allem in die USA – da wird Hustle als Pendant zum Discofox getanzt – dann ist das eigentlich nahezu dieselbe Szene. In Russland finden genauso Jack-and-Jill-Turniere – also Turniere, in denen sich die Tanzpaare nicht paarweise anmelden, sondern gelost werden – im Discofox genauso statt wie im West Coast Swing und in den USA gehören beide Tänze zur Swing-Szene. Bei den “US Open Swing Dance” laufen nicht nur West-Coast-Swing-Turniere, sondern auch Turniere im American Hustle.

Ist West Coast Swing eher ein Tanz, der Menschen fasziniert, die schon länger Standard/Latein tanzen? Oder spricht er vor allem diejenigen an, die bis jetzt noch keinen Platz auf der Tanzfläche gefunden haben?

Ich glaube, Faszination und Freude an dem Tanz kann jeder finden – egal, ob er schon andere Tänze getanzt hat oder ob es der erste Tanz ist, den man paarweise tanzt. Interessanter Weise ist es für viele „Tanz-Neulinge“ sogar noch etwas einfacher als für „alte Hasen“. Einfach, weil WCS so anders ist als die Klassiker. Wenn ich einen Tanz als Vergleich finden müsste, geht es am ehesten noch in Richtung Discofox – aber tatsächlich nur ein wenig.

Wo und wann hat Dich persönlich die Leidenschaft für West Coast Swing gepackt?

Meine allererste Stunde West Coast Swing hatte ich auf dem Tanzlehrerkongress “Intako” mit Buddy Schwimmer. Damals hat mich aber noch nicht die Leidenschaft gepackt. Ich habe nicht erkannt, was für einen Schatz ich da vor mir habe. Das hat nochmal vier Jahre länger gedauert: Im Jahr 2010 war ich, wie schon oft, auf dem “Euro Dance Festival”. Das Event ist großartig, um Neues kennenzulernen. Und dort hatte ich dann die ersten Stunden mit Olivier Massart und Henriette Koefoed. Ich erinnere mich wie heute in der Bar “Colosseo” an die Stunden mit den beiden. Und da wurde die Flamme in mir entzündet – und sie lodert bis heute.

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